Nicht noch mehr Krisen
Zunehmende Ungleichheiten und die Bedrohung unseres Planeten durch den Klimawandel haben viele Forscher:innen und Aktivist:innen dazu veranlasst, die derzeitigen Wirtschaftsmodelle in Frage zu stellen.
Wachstum ist nicht alles
Die britische Ökonomin Kate Raworth ist eine von ihnen. Sie hinterfragt das Streben nach immer mehr Wachstum in unserer globalen Wirtschaft und schlägt ein neues Modell vor: "Doughnut Economics" (Raworth 2017).
Ein Doughnut als Kompass
“Doughnut Economics” leitet sich von den beiden Ringen ab, die den Kern des Modells bilden und die Form eines Doughnuts haben. Innerhalb des einen Ringes befindet sich das soziale Fundament und um dieses herum liegt ein zweiter Ring, der die planetaren Grenzen symbolisiert.
Eine Wirtschaft, die nicht alles kaputt macht
Der Bereich zwischen den beiden Ringen - also innerhalb des Doughnuts - bildet das, was Kate Raworth einen sicheren und gerechten Raum für die Menschheit nennt (Raworth 2017: 218). Also eine Wirtschaft, in der keine grundlegenden sozialen Bedürfnisse vernachlässigt werden oder die Umwelt geschädigt wird.
Indikatoren für nachhaltige Entwicklung
Das Forschungsinstitut der Vereinten Nationen für soziale Entwicklung (UNRISD) hat eine Reihe von Indikatoren für nachhaltige Entwicklung herausgebracht. Sie helfen uns, zu messen, ob Unternehmen innerhalb dieser Grenzen wirtschaften.
Die Besonderheit liegt im Kontext
Die Einzigartigkeit dieser Standards liegt in den Grenzwerten. Es reicht zum Beispiel nicht, wenn ein Unternehmen erklärt, CO2-Emissionen zu reduzieren. Es ist erst dann nachhaltig, wenn der Anteil am globalen CO2-Budget nicht überschritten wird, um das 1,5°C-Ziel zu erreichen.
In die Guten investieren
Mit den Indikatoren beurteilen wir, ob Unternehmen mit der Vision der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in Einklang stehen. Wir geben Changemaker:innen wie dir die Möglichkeit nachhaltige Investitionsentscheidungen zu treffen.
Wir wissen, wie wenig nachvollziehbar vermeintliche “nachhaltige” Finanzprodukte sind. Greenwashing ist ein riesen Problem. Deshalb setzen wir auf vollste Transparenz der Impact Daten.
ESG steht für Risiken gegenüber der Firma, nicht gegenüber der Umwelt oder den Menschen. Impact hingegen heißt für uns, die Auswirkungen, die von einem Unternehmen ausgehen, zu bewerten.
Nachhaltigkeit ist mehr als nur das Ökologische. Wir schauen gleichermaßen auf das Klima, gesellschaftliche Themen und Gleichberechtigung der Geschlechter.
Für eine nachhaltige Energieversorgung sollte der Gesamtenergieverbrauchs eines Unternehmens vollständig aus erneuerbaren Energien wie z.B. Solar- oder Wasserkraft kommen. Wir überprüfen daher das Verhältnis des Verbrauchs an erneuerbaren Energien eines Unternehmens zu seinem Gesamtenergieverbrauch. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen 100 Prozent des Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt sein.
Wasserknappheit bedroht die Gesundheit und das Wohlergehen von immer mehr Menschen rund um den Globus. Deshalb ist es essentiell, dass Unternehmen den Großteil ihres verbrauchten Wassers recyceln und wiederverwenden. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen mindestens 75 Prozent des verwendeten Wassers zur Wiederverwendung aufbereitet werden.
Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt, daher sollten Unternehmen Abfall begrenzen und ihn stattdessen recyceln und wiederverwenden, wann immer es möglich ist. Wir schauen deshalb auf das Verhältnis von recyceltem Abfall zu produziertem Abfall eines Unternehmens. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen mindestens 75 Prozent des produzierten Abfalls wiederverwendet werden.
Der Ausstoß von Treibhausgasen trägt wesentlich zum Klimawandel bei. In Anlehnung an die SDPI-Konvention von UNRISD messen wir die Höhe der Treibhausgasemissionen eines Unternehmens, geteilt durch dessen Budget für zulässige Treibhausgasemissionen, um global das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, dürfen CO2 Limits nicht überschritten werden.
Eine solide Tarifverhandlungspraxis ermöglicht Gleichberechtigung in den Verhandlungen um ein faires Arbeitsverhältnis, und gewährleistet ein faires und gerechtes Ergebnis. Wir schauen deshalb darauf, für wie viele Mitarbeiter:innen eines Unternehmens Tarifverträge Anwendung finden. Für eine nachhaltige Tarifverhandlungspraxis sollte das bei dem Großteil der Verträge der Fall sein. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen mindestens 80% der Mitarbeiter:innen mit Kollektivverträgen angestellt sein.
Einkommensungleichheit gehört zu den größten Problemen unserer Zeit. Ein Indikator für Ungleichheit ist das Lohnverhältnis. Das Verhältnis der CEO-Vergütung zu der durchschnittlichen Vergütung der übrigen Mitarbeiter:innen eines Unternehmens darf nicht größer als 20:1 sein. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, darf der/die CEO also nicht mehr als das 20-Fache des Durchschnittsgehalts der Mitarbeiter:innen verdienen.
Eine hohe Fluktuationsrate deutet oft auf eine geringe Arbeitszufriedenheit oder unzureichende Arbeitsplatzbedingungen hin, was die Stabilität des Unternehmens und die Arbeitsmoral der Mitarbeiter:innen untergraben kann. Ein nachhaltiges Unternehmen sollte eine Fluktuationsrate von weniger als 10 % jährlich anstreben. Dies deutet auf ein stabiles Arbeitsumfeld hin, in dem die Mitarbeiter:innen engagiert und zufrieden sind und gut gehalten werden, was sich positiv auf die betrieblichen und ethischen Standards des Unternehmens auswirkt.
Diskriminierungserfahrungen am Arbeitsplatz erleben Menschen nicht nur aufgrund ihres Geschlechts, ihres Alters, ihrer Race oder ihrer sexuellen Orientierung. Auf der Grundlage der SDPI-Konvention von UNRISD sollten Unternehmen ermitteln und offenlegen, ob sie über eine Policy und Mechanismen zur Bekämpfung von Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz verfügen und ob es benannte Stellen und Sicherheitsvorkehrungen gibt, um Vergeltungsmaßnahmen zu verhindern und die Vertraulichkeit der Beschwerdeführer:innen zu schützen. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen alle vier Kriterien erfüllt sein.
Für eine nachhaltige Wirtschaft muss die gläserne Decke in Unternehmen durchbrochen werden. Der Prozentsatz an weiblichen Vorstandsmitgliedern sagt viel über die Geschlechtergerechtigkeit in einem Unternehmen aus. Entsprechend der SDPI-Konvention von UNRISD messen wir, ob mindestens 40% aller Vorstandspositionen von Frauen besetzt sind. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen also mindestens 40 Prozent der Mitglieder des Vorstands vom Unternehmen Frauen sein.
Die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen besteht in allen Ländern und in allen Branchen fort. Der Unterschied zwischen der durchschnittlichen Vergütung von Männern und Frauen in einem Unternehmen darf jedoch entsprechend der SDPI-Konvention nicht größer als 3% sein. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, dürfen Frauen- und Männergehälter im Schnitt nicht mehr als 3% voneinander abweichen.
Frauen sind in Führungspositionen noch immer stark unterrepräsentiert. Obwohl Frauen nicht weniger Qualifikationen für diese Positionen mitbringen, stehen die Chancen für Frauen deutlich schlechter. Daher prüfen wir in Anlehnung an die SDPI-Konvention von UNRISD, ob mindestens 40% aller Management-Positionen von Frauen besetzt sind. Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen mindestens 40 Prozent des Managements vom Unternehmen Frauen sein.
Die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz ist entscheidend für die Förderung von Inklusion und Vielfalt. Ein wichtiges Maß dafür ist der Index der gläsernen Decke, der das Verhältnis zwischen Frauen in Führungspositionen und Frauen in der gesamten Belegschaft untersucht. Um einen Status der Fairness und der Chancengleichheit für alle zu erreichen, sollte ein Unternehmen ein Verhältnis von mindestens 0,9 aufweisen, was bedeutet, dass Frauen mit nahezu gleicher Wahrscheinlichkeit in Führungspositionen vertreten sind wie in der Belegschaft. Diese Quote trägt dazu bei, die „gläserne Decke“ zu durchbrechen, die den beruflichen Aufstieg von Frauen in Unternehmen häufig behindert.
Wir können nur messen, was Unternehmen veröffentlichen
Unsere Daten erheben wir größtenteils aus Nachhaltigkeitsberichten, die die Firmen veröffentlichen. Diese werden jährlich veröffentlicht, weswegen kurzfristige Skandale nicht abgebildet werden. Auch werden zu einigen Indikatoren, die wir gerne messen würden, keine Daten veröffentlicht. Ein Beispiel sind Informationen zur Bezahlung von Mitarbeiter:innen.
Tatsachen statt Versprechungen
Wir schauen nicht auf Zielsetzungen, sondern auf eine Momentaufnahme des Unternehmens zum Zeitpunkt des jeweiligen Nachhaltigkeitsberichts. Was wir dadurch nicht ausreichend abbilden können, sind Transformationsprozesse, die innerhalb eines Unternehmens geschehen.
Die Messung ist nur so gut wie die zugrundeliegenden Bewertungskriterien
Es gibt keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit. Mit den UNRISD Indikatoren für Nachhaltige Entwicklung (SDPI) nutzen wir Indikatoren, die inklusiver und kontextspezifischer sind als alle anderen Standards dort draußen. Dennoch befinden sich auch diese Indikatoren in ständiger Weiterentwicklung und können immer noch besser werden.
Wir haben noch einiges vor
In der Zukunft planen wir, intensiver in Themen wie Kreislaufwirtschaft, Menschenrechte in Lieferketten, politisches Engagement, Auswirkungen von Produkten & Geschäftsmodellen einzutauchen sowie die SDPIs weiter auszubauen. Wir möchten unseren Ansatz kontinuierlich anpassen und verbessern.
Im Falle eines Fehlers bitten wir die Unternehmen, aktuelle Informationen und Belege per E-Mail an office@moneycare.at zu senden.